Meshwork, a parliament of things, Patrick Thür

Meshwork, a parliament of things, Meshwork ist der englische Begriff für ein vermaschtes Netzwerk, wobei dieses sich aber im Wesentlichen von einem gleichmäßig strukturierten oder homogenen Netz unterscheidet, bei welchem verschiedenste Fäden durch kontinuierliche Verknotung miteinander ein Netz bilden. Vielmehr muss man sich darunter ein Gewebe oder besser, eine Verflechtung verschiedenster zu- und voneinander wegführenden Fäden oder Linien vorstellen. Kein Ausschnitt eines solchen Gewebes ist mit einem anderen identisch, sondern es sind stets individuelle Zeichnungen, die sich beim Betrachten solcher ergeben.
Ein Meshwork kann in verschiedensten Formen existieren. So zum Beispiel als physisch fassbares Gewebe, wie wir es bei einem Cellulose Gewebe haben. In der Energietechnik ist ein vermaschtes Netz ein „selbstheilendes“ Netz, bei welchem jeder Punkt mit einem anderen verbunden ist und beim Ausfall eines Punktes, die Verbindung aller anderen Punkte den Datenfluss trotzdem aufrecht erhalten.
Die Metallbildplastik mit dem Namen Meshwork basiert auf der Betrachtung eines verrottenden Laubblattes, bei welchem – zumindest größtenteils – nur noch die Adern oder das Skelett zu sehen waren. Der Rest des Blattes war bereits verrottet, hat sich gewandelt durch den witterungs- und oxidativen Prozess. Was übrig bleibt, ist eine konzentrisch nach Außen verlaufende Struktur, die einem Netzwerk gleicht. Also auch in biologischer Hinsicht kann man meshworkähnliche Strukturen finden.
Das Netzwerk in sozialer Hinsicht ist ebenfalls bekannt, wobei sich dieses in verschiedenster Hinsicht formieren und zeigen kann. Eine Interpretation des Meshworks in sozialer, oder eher ethnologischer Hinsicht gibt der britische Anthropologe Tim Ingold. Er braucht das Meshwork als Metapher für das Leben der Menschen, für das Leben eines jeden Menschen, welche in kontinuierlicher Auseinandersetzung mit ihrer „Umwelt“ das Leben stetig neu verstricken und vernetzen. Dieses Netzwerk wird durch viele zu- und wieder voneinander weglaufende Linien gebildet, die sich jeweils im Zentrum des Subjekts konzentrieren. Es handelt sich dabei aber nicht um ein beständiges und immerwährendes Netzwerk, sondern vielmehr um ein dynamisches. Es sind also nicht mehr lösbare Verknotungen, sondern viel mehr temporale Zusammentreffen verschiedenster Linien, die sich auch wieder verflüchtigen können. Es sind hierbei aber weniger die Linien, die sich verflüchtigen, sondern vielmehr das Subjekt oder das Individuum, welches dieser Linie weniger Aufmerksamkeit schenkt und somit weniger Relevanz erhält. Die Linien versteht Ingold als Aspekte des Lebens, die sich einem Individuum im Verlaufe seines Lebens zeigen… und wieder verschwinden. Es sind Mitmenschen, Interessen, Werte, Wege, Pfade und vieles mehr.
Das, was ich mit der Metallbildplastik zum Ausdruck bringen versuchte ist, wie ein jeder Mensch in stetiger Auseinandersetzung mit seiner Umwelt „seine Welt strickt“. Es handelt sich hierbei also um ein durchaus egozentrisches Weltbild. Es ist keine universal gültige und unverrückbare Welt, die hiermit dargestellt wird, sondern die subjektive Sichtweise eines jeden Menschen, die sich im Verlaufe des Lebens durchaus verändern mag oder wird.
Die Metallbildplastik „Meshwork“ soll also vor allem die Dynamik, die Transformationsfähigkeit und das Kommen und Vergehen der Dinge zum Ausdruck verbringen… vergleichbar vielleicht mit einer Sternschnuppe am nächtlichen Himmel. Die für einen kurzen Moment hell aufleuchtet, um unmittelbar danach wieder zu vergehen., Patrick Thür, Kupferblech geschweisst und patiniert, Chromstahlgitter geschnitten, geschweisst, glasperlgestrahlt und elektropoliert, 900x100x900, 20kg.